Für alle, die wissen möchten, wie es uns seit Bericht Nummer 8, also seit Juli 2007 ergangen ist, kommt hier eine Kurzbeschreibung der Prinzen-Erlebnisse des letzten Jahres.
Nachdem unsere Gastschülerin nach Hause abgereist war, leerte sich unser Haus schnell: Flora fuhr ins Pfadfinderlager in Schweden, Felix nach Oslo zum Trainingslager für die Mathematikolympiade und Frieder schlief zwar zu Hause, nahm aber an einem Abenteuerklub teil und an einer Segelwoche. Segeln hat er nicht so gut gelernt, weil es in dieser Woche ziemlich kalt und nass war – dafür besitzt er jetzt einen wunderschönen türkisfarbenen superwasserdichten Regenanzug (was anderes gab es nämlich nicht so auf die Schnelle). Die Abenteuerwoche war dafür umso besser: klettern, paddeln, baden, rudern … ein glücklicher Frieder fiel jeden Abend erschöpft ins Bett.
Mitte Juli fuhr Felix dann mit dem norwegischen Team zur Internationalen Mathematikolympiade nach Hanoi (Vietnam) und Andreas reiste mit Flora und Felix nach Cottbus, während Lisanne die unglaubliche Stille und den Frieden unseres Hauses genoss. Felix Bericht von seiner Reise lautet: „es hat Spaß gemacht“. Von den zehn Reisetagen sind ja nur zwei Vormittage Wettkampf, ansonsten ist viel Zeit für Ausflüge, Tischtennis, Schach und ähnliche Vergnügungen. Genauere Auskünfte müssen bei Felix selber eingeholt werden.
Nach einer ereignisreichen Zeit in Cottbus reiste Andreas mit den Kindern weiter nach Berlin, sammelte dort Lisanne auf und fuhr so schnell es ging nach Rostock. Dort kamen wir bei guten Freunden unter, die auch noch auf Flora und Frieder aufpassten, damit die Eltern zur fantastischen Party zum gemeinsamen Fünfundachtzigsten von Klaus und Ines gehen konnten. Das Fest fand im Yachthafenhotel „Hohe Düne“ in Warnemünde statt, mit tollem Blick auf die Bucht in Richtung Graal-Müritz, fantastischem Essen und wildem Tanzen. Und wie immer war es schwer, sich von all den lieben Menschen zu verabschieden, die wir in Berlin fast täglich getroffen haben und nun erst nach vielen Monaten wieder sehen würden.
Andererseits ging es nun weiter zu Lisannes Eltern, wo wir uns ausruhten und ein paar wunderschöne Touren nach Rügen machten. Wir haben sogar im Vorbeifahren die neue tolle riesige Rügendammbrücke gesehen und die Menschenmengen, die sie beim Eröffnungsfest ausprobierten.
Nach einem ziemlich verregneten Abstecher nach Bremen war es endlich so weit, Frieder einen lang gehegten Wunsch zu erfüllen: wir besuchten das Legoland in Dänemark. Hier regnete es zwar nicht mehr, aber wir waren zu dünn für den kalten Wind angezogen und bewunderten deswegen leicht fröstelnd all die erstaunlichen Gebilde aus Legosteinchen. Von den Attraktionen haben wir nicht so viele benutzt, weil überall riesige Schlangen standen oder die Plätze schon im Voraus ausgebucht waren.
Laut Plan wollten wir irgendwo auf dem Weg nach Hanstholm (Masterferries) im Zelt übernachten und dann gemütlich zum Hafen fahren, aber Andreas hatte keine Ruhe. Wir könnten ja durchfahren und noch eines der Abendboote erreichen … und so fuhren wir und fuhren, fast ohne Pause und waren auch rechtzeitig da, aber erstens konnte man unsere Tickets nicht umtauschen, zweitens gab es keine freien Tickets mehr und drittens war der Wind an diesem Tag so stark, dass das Boot gar nicht gefahren war und eine riesige Warteschlange sich die Straße entlang zog. Was nun? Wir suchten den Zeltplatz von Hanstholm, konnten zwei Minuten nach Ende der Öffnungszeit zum Glück noch eine Pizza im Zeltplatzshop ergattern und quetschten uns dann zu viert ins Dreimannzelt – wo alle selig schliefen außer Andreas, der von dem dauernden Gerappel und Gezappel immer wieder wach wurde.
Am nächsten Tag besorgten wir uns ein fantastisches Frühstück beim Bäcker, das wir gemütlich auf der Klippe am Hafen verspeisten. Der Wind hatte sich über Nacht gelegt und mit wenig Verspätung fuhren wir heimwärts.
Nach den gemütlichen Sommerferien begann der Alltag für die Kinder: Felix absolvierte die 13. und damit letzte Klasse der regulären Schulzeit, Flora die 9. und Frieder die 6. Während Frieders Lehrerin von seinen Leistungen schwärmt – er liest schneller als die meisten anderen in seiner Klasse und hat einen riesigen Wortschatz; und Flora Fünfen und Sechsen am laufenden Band nach Hause bringt, bescherte Felix Halbjahreszeugnis uns eine Überraschung. Alles Dreien und dazu noch eine Verwarnung wegen eines nicht abgelieferten Sportprojekts. Und das, obwohl er statt der üblichen 30 Wochenstunden nur 20 hatte, weil er die naturwissenschaftlichen Fächer ja schon abgeschlossen hat. Es zeigte sich, dass für Felix der Pubertätsaufruhr mit den Abiturvorbereitungen zusammenfiel, wodurch seine Intelligenz etwas blockiert wurde. Für «ich mache alles genauso wie ich es will» kriegt man nicht viele Punkte – auch in der norwegischen Schule ist weniger Kreativität und mehr Folgsamkeit erwünscht.
Außerdem mussten wir feststellen, dass Felix nicht mit dem Norwegischlehrer klarkam, der auch noch der Klassenlehrer war – und, noch schlimmer, umgekehrt war es genauso. Die beiden konnten sich nicht riechen, wie man so schön sagt. Und so brachte Felix reihenweise Aufsätze mit der Bemerkung: «Wenn du so schreibst, fällst Du durchs Abitur» nach Hause. Scheinbar gibt es Pubertätskrisen auch im reiferen Alter. Unter diesen Vorzeichen lernte Felix nicht viel. Das Ganze eskalierte mit einem mündlichen Projekt, Felix’ schriftlicher Klage beim Lehrer, einer Elternklage bei der Direktorin; und die ließ dann alles im Sande verlaufen; es waren ja schließlich nur noch zwei Monate auszuhalten. Zu allem Überfluss kam Felix dann nicht nur in den zwei obligatorischen schriftlichen Norwegischprüfungen dran, sondern auch noch mündlich! Inzwischen ist alles überstanden und vergessen. Zum Glück werden die Abschlusszeugniszensuren aus dem Durchschnitt aller drei Oberschuljahre berechnet, was für Felix dann ein durchaus brauchbares Gesamtbild ergibt: Fünfen und Sechsen in Mathe, Physik und Deutsch und Vieren in fast allen anderen Fächern. Neulich allerdings kam Felix zu uns mit einer selbst geschriebenen Novelle und wollte wissen, wie er die besser schreiben könnte. Da konnten wir uns nicht den Hinweis verkneifen, dass er genau das in der Schule hätte lernen sollen …
Flora und Frieder hatten dieses Schuljahr das Fach «Heimkunnskap» (=Haushaltskenntnisse) und sind beide sehr geschickt im Kochen und Backen geworden, Flora völlig selbständig, Frieder mit ein wenig Unterstützung. Was für ein Luxus, Essen von den Kindern gekocht zu bekommen! So ist unser Speiseplan um interessante Dinge bereichert worden, wie zum Beispiel Fischauflauf, mit Pudding gefüllte Brötchen und Tiramisu.
Flora war ja diesmal in einer 9. Klasse, das sind die, die am KappAbel-Wettbewerb teilnehmen dürfen. KappAbel ist ein Mathematikwettbewerb für ganze Schulklassen. Leider kam Floras Klasse nur auf den zweiten Platz in Agder (unserem Landesteil) und deshalb nicht zum Finale. Das war vielleicht gut so, denn Andreas war der Hauptpreisrichter im Finale.
Im Herbst 2007 war es endlich so weit: aus der «HiA – Hochschule in Agder» wurde die «UiA – Universität in Agder». Außerdem brachte der Herbst den Leitungswechsel mit sich: aus irgendeinem Grund wird die gesamte Universitätsleitung alle vier Jahre komplett erneuert. Das ist natürlich sehr vorteilhaft, um eingefahrene Strukturen und Machtmissbrauch zu vermeiden, aber gleichzeitig auch sehr unpraktisch, weil alle Erfahrungen verloren gehen. Diesmal wurden parallel dazu auch noch die organisatorischen Strukturen geändert: Institute gegründet, zusammengelegt, neu in Fakultäten zusammengeschlossen und viele Stellungen bekamen neue Namen, andere Arbeitsaufgaben oder fielen weg. Und inmitten dieses Chaos hat Andreas den Job als Institutsleiter für das Informatik-Institut bekommen – unter dem neuen Dekan, der auch von den Computerleuten und ein Deutscher ist. Diese «deutsche Invasion» versucht nun frischen Wind in die technologische Ausbildung zu bringen – jedenfalls hatte sie das vor: meist sind alle bis über die Ohren mit administrativem Alltagskram eingedeckt.
Und da Andreas zusätzlich zu den Institutsleiteraufgaben immer mal wieder Konferenzen organisiert, Doktorgradsstudenten betreut oder an Projekten teilnimmt, braucht es gelegentlich schon übernatürliche Kräfte, um das alles mit Familie, Haus und Garten in Einklang zu bringen.
Als Gegengewicht dazu hat Lisanne zusätzlich zur Hausaufgabenhilfe ein Teilzeitstudium angefangen: Praktische Pädagogik. Dieser Abschluss und das Mathematikdiplom gelten zusammen als vollwertige Mathematiklehrerausbildung für alle Klassenstufen. Das Studium geht über zwei Jahre, ein bis zwei Tage pro Woche plus Selbststudium. Das erste Jahr beinhaltet allgemeine Pädagogik, das zweite Mathematikdidaktik. Das Studium der Pädagogik ist für Lisanne spannend und überraschend. Am schlimmsten war für Lisanne, dass in der Pädagogik-Vorlesung alles gleichermaßen richtig und falsch ist. Es gibt natürlich bevorzugte Denkrichtungen, die aber nicht die anderen ausschließen und auch ihre Fehler haben … also ein großes Gelaber um fast nichts. Die wirklich wichtigen praktischen Tricks und Kniffe soll man sich wiederum völlig selbständig in der Praxis aus den Fingern saugen. Immerhin gab der Pädagogiklehrer ein gutes Beispiel dafür ab, wie man es nicht machen soll: Er lehrte etwas völlig Anderes als er selbst tat.
Zum Glück arbeitet Lisannes Gehirn weiterhin schnell und praktisch, so dass sie gut mit den Anforderungen klar kam. Sie wusste, wie man gewünschte Informationen aus irgendwelchen Texten herausfindet, ohne ewig dafür lesen zu müssen und diese Informationen dann halbwegs ordentlich zusammenstellt. Das Studium hatte einen Höhepunkt mit der ersten Praxisperiode in der Grundschule (7. bis 10. Klasse) im Winter. Auch im neuen Studienjahr wird es wieder eine geben, diesmal in der Abiturstufe. Was für ein Abenteuer, völlig unbedarft in eine fremde (und norwegische) Schule zu gehen und dort zu unterrichten! Auf Lisannes vorsichtige Frage, wie das denn sei mit selber unterrichten, meinte der Praxisleiter der Uni nur: «Na, wenn sie unbedingt müssen, dürfen sie 2 Tage hospitieren, bevor sie anfangen selber zu unterrichten.» Tolles Angebot, oder? Zum Glück war der Übungslehrer an der Schule deutlich entspannter, und seine Art zu unterrichten (ein bisschen Frontalunterricht, dann arbeiten alle ihre Aufgabenzettel ab) erschien auch nicht so schwierig. Was sich als wirklich schwierig erwies, war die Klassen zur Ruhe zu bringen, damit sie überhaupt mitkriegen konnten, was sie tun sollen. Dann kann man sich um die wichtigen Probleme kümmern: die Schüler im Auge behalten und von allen 28 wissen, wie sie gerade vorankommen, Unterricht für etwa fünf verschiedene Niveaus gleichzeitig zu machen (sehr anspruchsvoll), verhaltens- oder lerngestörte Kinder in so einer großen Gruppe zu integrieren. Bloß gut, dass Studenten viele Fehler machen dürfen und außerdem noch nicht alle anderen administrativen Dinge tun müssen, die sonst auch noch zum Lehrerjob dazugehören – zum Unterricht vorbereiten bleibt einem norwegischen Lehrer jedenfalls kaum Zeit.
Das laufende Schuljahr (08/09) bringt wieder spannende Ereignisse mit sich: für Frieder ist es das letzte Jahr (7.) in der Grundschule mit einer Reise ins Schullandheim und diversen Abschlussveranstaltungen. Flora besucht die 10. Klasse, hat Abschlussprüfungen und muss sich für eine weiterführende Schule bewerben. Dazu muss sie entscheiden, in welche Richtung sie sich spezialisieren will. Von Abschlussbällen und Ähnlichem mal ganz zu schweigen …
Felix macht eine Art Orientierungsjahr, bevor er dann im Sommer 2009 richtig mit dem Studieren loslegt. Er besucht die Theaterklasse in einer Internatsschule (Folkehøyskole), irgendwo im Westen Norwegens (auf der Insel Halsnøy, die zwischen Bergen und Haugesund liegt). Wir freuen uns schon darauf, mehrere Reisen dorthin zu machen. Die Schule hat praktischerweise immer dann Elternveranstaltungen, wenn die lieben Kinderlein gebracht oder abgeholt werden sollen (inklusive Bettdecken, Kopfkissen, Bettwäsche, Anziehsachen, Fahrrad, Computer und sonstigem Eigentum, das man so während eines Schuljahres gebrauchen kann).
Unsere erste Reise zur Insel haben wir schon hinter uns, es gab ein Elternfest zum Beginn der Herbstferien am 4. Oktober – der gleichzeitig auch Felix 18. Geburtstag war. Natürlich haben wir Felix mit Geburtstagsliedern und Geschenken geweckt, und dann war den ganzen Tag volles Programm mit Vorstellungen verschiedenster Art, einer Multimedia-Kunstausstellung und einem großen Festessen. Felix Klasse hatte ein Theaterstück nach dem Buch „Momo“ von Michael Ende einstudiert, das mit einfachen Mitteln sehr überzeugend dargestellt wurde.
Andreas institutsdirektort weiter und seine Kollegen scheinen sehr zufrieden zu sein, jedenfalls haben sie ihm ganz unaufgefordert und unüblich eine große Orchidee zu Weihnachten geschenkt, begleitet von einer Grußkarte voller lobender Worte.
Lisannes neues Studienjahr ist speziell dem Unterrichten von Mathematik gewidmet. Das ist auf jeden Fall spannender als Pädagogik, auch wenn immer noch erwartet wird, dass man sich alles wirklich Wichtige und Praktische irgendwie - wo und wann auch immer - selber beibringt.
Zusätzlich zum Studium und zur Hausaufgabenhilfe bekam Lisanne nach einem halben Jahr Studium das Angebot, Krankheitsvertretung für den Mathematiklehrer in der Grimstader Erwachsenenbildung zu werden. Und so unterrichtet sie jetzt „nebenbei“ 6 Stunden Mathematik für Einwanderer pro Woche. Das macht Spaß, erhöht den Frust über die Unzulänglichkeit des Studiums, führt zu vielen praktischen Erfahrungen und hoffentlich nach Abschluss des Studiums im Sommer 2009 zu einer festen Stelle.
Allerdings muss vorher das zweite Schulpraktikum an einer „videregående“ Schule (11. bis 13. Klasse) bestanden werden. Und weil die Uni ein Zusammenarbeitsprojekt mit einer Lehrerschule in Siem Reap hat, fährt Lisanne im Januar 2009 für sechs Wochen nach Kambodscha. Wie das ausgeht, könnt ihr im nächsten Bericht oder (fortlaufend) auf unserer Internetseite lesen.
Yuxin, unsere chinesische Austauschschülerin, hatte große Schwierigkeiten, sich wieder an das Alltagsleben in ihrer Heimat zu gewöhnen. Am meisten fehlt ihr das Familienleben – sie ist in der Woche im Internat und am Wochenende muss sie riesige Mengen Hausaufgaben machen oder ist einfach nur müde. Dann hat auch noch ihr Computer den Geist aufgegeben, so haben wir nur gelegentlichen Briefkontakt. Immerhin hat sie sich verliebt, und so wird ihr Alltag erfreulicher.
Unser anderes Patenkind, Scolastica, mussten wir «verlassen» - das Projekt in Tansania ist so weit fortgeschritten, dass die Unterstützung aus dem Ausland schrittweise abgebaut wird. Da blieb uns nur noch übrig, ein letztes Päckchen zu schicken und sie ihrem Schicksal zu überlassen.
Nach etwas Diskussion in der Familie haben wir uns entschieden, kein neues Patenkind zu nehmen, da niemand die Verantwortung fürs Briefeschreiben und Päckchenpacken übernehmen wollte. Stattdessen unterstützen wir nun mit dem Geld, das vorher Scolasticas Projekt bekam, ein SOS-Kinderdorf in Kolumbien.
Unsere Kinder sind regelmäßig und vielseitig beschäftigt. Frieder spielt immer noch Klarinette; er hat seit Herbst 07 eine neue Lehrerin, und obwohl es immer noch sehr schwer ist, ihn zum Üben zu bewegen, so hat er doch viel mehr Spaß, wenn er die Klarinette dann endlich in Gang gesetzt hat. Ein Klavier ist ja immer spielbereit, aber eine Klarinette muss man erst mal auspacken, zusammensetzen, das Blatt anfeuchten…. Zusätzlich zum Unterricht ist Frieder auch bei der Spielmannszug (auf Norwegisch „Korps“ genannt) dabei, das bedeutet zwei Stunden gemeinsames Üben pro Woche und gelegentliche Auftritte. Leider verlangt das Korps eine ganze Menge Aktivitäten von den Eltern, man muss Gewinne für mindestens 30 Euro bereitstellen, Kuchen backen, Brötchen schmieren, die Kinder transportieren, Lose, Kuchen und Brötchen verkaufen, und ähnliches. Wir sind auch noch gefragt worden, ob wir mit im Eltern-Unterstützungsverein arbeiten wollen, aber da haben wir dann gestreikt. Wie jedes Jahr müssen wir auch diesmal wieder 100 Lose verkaufen, damit von dem eingesammelten Geld die Instrumente, Uniformen und ähnliche Ausgaben bestritten werden können. Die Norweger haben es etwas leichter als wir mit dem Verkauf, da die meisten genug Familie im Ort haben, um alle Lose loszuwerden.
Früher war Frieder noch beim Turnen dabei, aber das hat er leider aufgegeben, als sie eine neue Trainerin bekamen, die etwas strenger war als die alte und auf gestreckte Beine und ähnliche für Frieder nebensächliche Dinge achtete. Nun ist er sportlos, aber dafür seit diesem Schuljahr Mitglied in einem Chor. Mit seiner fantastischen Stimme und Musikalität hat er es geschafft, bereits nach 3 Übungen für das erste Solo ausgewählt zu werden, mal ganz abgesehen davon, dass der Chor eine wunderbare Leitung hat und eine tolle Stimmung unter den Kindern schafft.
Felix hat auch an der Folkehøyskule weiter Klavierunterricht, na, und Theater spielt er da ja sowieso. Felix Klavierlernkurve ist ganz interessant. Abhängig vom Lehrer und Felix Alter war er mal für und mal gegen klassische Musik, auf jeden Fall gegen technisches Training und nur bedingt motiviert für richtiges Üben. Die Lehrerin in Grimstad hat ihm dann beigebracht, wie man begleitende Akkorde spielt, und das war perfekt! Felix übte zwar weiterhin wenig und kurz, aber er spielte so oft alle die schönen Lieder, dass er auf reichliches Training kam. Der neue Lehrer bietet etwas mehr Technik an, und Felix scheint nun endlich alt genug zu sein, um diese auch auszuprobieren und spielen zu wollen. Zu Hause ging er auch noch regelmäßig Badminton spielen.
Flora ist die aktivste von allen. Montags geht sie Malen, dienstags zu den Pfadfindern, wo sie inzwischen Patrouille-Führer für 12 zehnjährige Mädchen ist, und danach zur Jugendtheatergruppe. Von Januar bis April hat sie auch noch beim Askepott-Theater mitgemacht und zwei Rollen in der
Jubiläumsvorstellung von Aschenputtel gespielt - hier waren die Proben fast alle an den Wochenenden. Zwischendurch war mittwochs noch Konfirmanden-Unterricht. Und zusätzlich dazu hat sie noch an verschiedenen Wochenendaktivitäten oder Kursen teilgenommen. Der spektakulärste war wohl der Filmkurs, wo sie mit drei anderen Jugendlichen einen Kurzfilm entworfen, gedreht und redigiert hat – alles von Donnerstag bis Samstag, und Sonntag war dann die Vorführung im Kino! Der Gruselfilm von Floras Gruppe ist so gut, dass das Publikum gemeinsam an der spannendsten Stelle laut aufschreit!
Flora hatte außerdem viele lange Reisen auf ihrem Plan: einmal mit den Pfadfindern nach Sankt Petersburg, dann mit ihrer Klasse nach Polen und nochmal mit den Pfadfindern nach Schweden. Aber: Wer soll das bezahlen? Die Tradition sagt, dass die Kinder das selber erarbeiten sollen. Das macht man, indem man Dinge verkauft oder irgendwo arbeitet. Wenn das alles nichts hilft, dann müssen halt die Eltern einspringen. Also verkaufte Flora Klopapier und Kekse und Waffeln und Kuchen. Damit war schon ein Teil des Geldes erarbeitet. Weiter wurde gearbeitet: Weihnachtspäckchen gepackt und Unrat vom Straßenrand aufgelesen und die Stadt für den 17. Mai mit Birkenzweigen geschmückt (und nach ein paar Tagen wieder abgeschmückt)... Am Ende hatte Flora alles erarbeitet, was sie brauchte und es war sogar noch etwas Taschengeld dabei. Davon hat sie dann lauter schöne Mitbringsel von ihren Reisen mitgebracht.
Die Polenreise diente hauptsächlich dem Geschichtsunterricht mit dem Besuch von 5 verschiedenen Konzentrationslagern. Das, was allerdings den stärksten Eindruck auf Flora gemacht hat, war die Reiseleiterin in Berlin, die den Kindern erzählte, wie furchtbar es im kommunistischen Osten war (das Hotel war in Marzahn). Da schrieb Flora die einzige SMS von dieser Reise an uns: „Kommt ihr aus dem Osten oder Westen? Ich kann mich gar nicht erinnern, dass es so schrecklich war...“
Das Ganze endete damit, dass Andreas und Lisanne ein paar Wochen nach der Reise in die Schule kamen und vor siebzig mucksmäuschenstillen Zehntklässlern einen (subjektiven) Vortrag über das Alltagsleben im Osten hielten. Niemand sagte etwas dazu, auch nicht zu Flora, aber über verschiedene Umwege hörten wir später, dass es für die Schüler spannend gewesen sein soll.
In Anbetracht der Tatsache, dass Lisanne studiert und arbeitet, angefangen hat, regelmäßig Sport zu treiben und auch Floras Konfirmation vorbereitet hat, war da nicht so viel Freizeit übrig... weswegen es nichts davon zu berichten gibt.
Andreas dagegen wurde 45 und Lisanne fühlte sich verpflichtet, ein ordentliches Geschenk zu finden. Da ergriff sie den ersten Wunsch, den Andreas äußerte, und das war ein Fallschirmkurs. Und so war Andreas mir nichts dir nichts plötzlich in einem solchen Kurs auf dem Flughafen in Kristiansand. Vielleicht war es gut, dass wir uns so spontan entschieden, denn die ersten Informationen waren eher erschreckend. Bevor man überhaupt zum Kurs geht, muss man zum Arzt gehen und eine lange Liste von Tests machen lassen, außerdem bekommt man Informationen darüber, was alles beim Springen besonders belastet wird (fast alles....) und welche Schäden man davon bekommen kann. Die Beschreibung eines Sprungs am ersten Kursabend war auch nicht viel ermunternder: man braucht 25 Sekunden im freien Fall vom Flugzeug zum Boden, falls man keinen Fallschirm hat. Wenn also was schief geht, muss man relativ schnell reagieren.
Aber Andreas schaffte alle Theorie und auch die Prüfung und dann war er das erste Mal mit Springen dran. Zum Glück sind die ersten Sprünge mit einem Lehrlingsfallschirm, der eine am Flugzeug befestigte Fallschirm-Öffnungsleine hat. Am Boden wurde noch einmal die Notprozedur geübt und alles klappte wie am Schnürchen. Dann aber war das erste Mal der richtige Fallschirm auf dem Rücken, und der war viel schwerer als das Übungspaket und auch viel unhandlicher. Dann ab ins Flugzeug und auf die Übungshöhe (3500 Fuß = etwa 1000m). Von da oben sieht alles recht übersichtlich aus, aber auch gefährlich, wenn man bedenkt, dass man ins Bodenlose fallen wird. Und dann wird die Tür geöffnet – direkt neben Andreas, und der Wind bläst und er denkt: „ich falle einfach so raus“. Aber so leicht fällt man nicht: „als ich mein Bein rausschwenken will, wird es regelrecht wieder reingeblasen vom Wind. Mit einiger Mühe kann ich mich also nach draußen stellen und an der Tragfläche festhalten. Dann kommt das Signal, loszulassen. Das schaffe ich gerade noch bewusst, und dann falle ich und werde vom Schreck durchfahren und kann noch wie geübt bis 3 Sekunden zählen und schon hänge ich im Schirm – gerettet! Danach macht es richtig viel Spaß und ich fliege den Schirm fast richtig an den Ausgangspunkt zurück.“
Dem ersten Sprung folgten im Laufe des nächsten halben Jahres noch zwei weitere, was ziemlich wenig ist. Leider ist Fallschirmspringen eine ziemlich zeitaufwändige Sportart und passt nicht so gut mit Andreas anderen Verpflichtungen zusammen. Man muss ja erst mal eine Stunde bis nach Kristiansand fahren, dann einen ganzen Nachmittag auf dem Flughafen sitzen um einmal zu springen, und wieder nach Hause. Alternativ kann man zu Fallschirmspringwochenenden oder -urlauben fahren, meistens ins Ausland, wo man an abgelegenen Stellen mehrere Sprünge an einem Tag schafft. Wenn man die Freisprungprüfung geschafft hat, muss man sich seinen eigenen Fallschirm kaufen und regelmäßig springen, um das Zertifikat zu behalten.
Und so sah sich Andreas nach einer etwas ruhigeren Aktivität um. Er ist in seiner neuen Tätigkeit als Institutsleiter viel beschäftigt und muss sich deshalb extra Zeit zum Ausruhen organisieren. Diesmal war er in Griechenland zum Retreat mit einer Woche Fasten. Die Uni hat eine Forschungsstätte in Griechenland, wo oft Seminare und Workshops veranstaltet werden. Dort kann man auch einen eigenen Raum mieten und eine Woche Zeit für sich selbst haben. Es war eine erfolgreiche Zeit, wo mal wieder die langfristigen Ziele sortiert wurden und sogar die nächsten Aufgaben bearbeitet. Außerdem war es warm und gemütlich und kein Stress mit Aufstehen oder Terminen oder Sitzungen. Eine rundum gelungene Sache.
Wieder zu Hause wählte Andreas eine vielleicht eben so abenteuerliche Freizeitbeschäftigung wie das Fallschirmspringen, die man aber zu allen möglichen Zeiten und Wetterlagen ausüben kann. Er ist ja als Informatiker dauernd mit den neusten Entwicklungen in der Informatik befasst und war deshalb nach einer Weile nicht mehr mit unsere Familien-Homepage zufrieden. Also schaute er nach anderen Anbietern, neuen Produkten für die Gestaltung und Möglichkeiten, die ganze Familie einzubeziehen. Das führte zu einer langen Zeit der nächtlichen Arbeit und auch langen Arbeitsphasen am Wochenende, bis schließlich das neue Web fertig war. Die Adresse ist immer noch dieselbe (www.prinz.no), aber der Inhalt hat sich gewandelt. Und tatsächlich – Lisanne schreibt sehr oft und sehr gerne die aktuellen Begebenheiten auf, so dass sich alle daran erfreuen können. Und wie man wenigstens ein paar Fotos aufs Netz bekommt, hat sie auch gelernt. Inzwischen hat Andreas schon wieder eine Änderung (nämlich eine komplette Änderung von allem) vorgenommen, die wahrscheinlich im nächsten Bericht genauer beschrieben wird. Wir haben jedenfalls seit kurzem auch eine neue Domäne und Webseite unter www.prinz.name. Dort wird gerade noch gebaut, aber bald sieht es da richtig gut aus. Die neuesten Informationen finden sich jetzt immer auf den neuen Webseiten, aber die alten Informationen fehlen dort noch (kommt bald). Der größte Vorteil ist, dass wir nun ein digitales Fotoalbum dabei haben, wo man einfach viele Bilder einspeichern kann.
Ein weiteres Hobby der Eltern besteht darin, Kinder zum Arzt (und zu allen möglichen anderen Terminen) zu fahren. Felix hatte ja nach vielen Versuchen die Heimlichkeiten des Busfahrens nach Arendal zum Kieferorthopäden erobert, aber Frieder war uns noch zu jung für solche Experimente.
Schon seit langem hat Frieder einen Unterbiss, also die unteren Zähne sind weiter vorn als die oberen. Das ist ein kleiner Schönheitsfehler, der noch von der Spalte übrig geblieben ist. In Deutschland wurden wir schon darauf aufmerksam gemacht, und es wurde gesagt, Frieder müsste viele Jahre eine Spange tragen, um das auszugleichen. In Norwegen war allerdings davon keine Rede mehr, hier war die Idee, erstmal abzuwarten, bis er erwachsen (=18). Später stellte sich dann heraus, dass der Preis für das lange Warten allerdings eine mögliche Operation sein würde, anstelle der langen Zeit mit der Spange: Oberkiefer absägen und weiter vorne wieder ansetzen. Das war natürlich nicht die gewünschte Idee von unserer Seite.
Aber die Zeiten ändern sich und auch die vorherrschenden Meinungen. Jedenfalls wurden wir nun doch zum Kieferorthopäden geschickt und Anfang 2008 bekam Frieder die Spange. Inzwischen war die Forschung weiter gegangen, und man hatte eine Super-Schnell-Spange erfunden, die innerhalb kürzester Zeit den Kiefer aufbiegt, um ihn dann nur noch zu stabilisieren. Das ist mit großen Kräften verbunden, die von der Spange auf den Kiefer übertragen werden. Die Spange selbst wurde auf vier Backenzähne aufgesetzt und musste dann von Frieder täglich neu gespannt werden. Das ging ganz prima, außer dass Frieder ständige (leichte) Zahnschmerzen hatte – sehr verständlich bei der Belastung. Alles war ganz problemlos bis zu dem Tag, als die Familie eine Schokoladenfontäne für Andreas zum Vatertag kaufte. Die wollten wir an einem ganz normalen Donnerstag Abend ausprobieren und es funktionierte wunderbar, aber leider verklemmte sich Frieders Zahnspange beim zweiten Bissen, er hatte plötzlich große Schmerzen und wir waren in Panik. Die Zahnärztin hatte schon so etwas befürchtet – das passiert ab und zu mal – und uns deshalb ihre private Telefonnummer gegeben. Aber keiner war da ... es war ja längst Feierabend! Frieder jaulte und sagte, er kann den Schmerz nicht mehr aushalten. Da bekamen wir immerhin Kontakt mit dem Notarzt in Arendal, der ein gewöhnlicher Arzt und kein Zahnarzt ist und deswegen eigentlich keine Ahnung hatte. Er wollte uns helfen und die Spange einfach irgendwie rausbrechen, aber wir zögerten.
Und schließlich bekamen wir endlich die Zahnärztin ans Telefon. Sie war gerade in Oslo zum jährlichen Kongress der Kieferorthopäden mit obligatorischer Fortbildung – genaugenommen waren deswegen alle (!!!) norwegischen Kieferorthopäden dort versammelt. Also keine Chance für qualifizierte Hilfe im Umkreis von 400km. Während wir noch überlegten, wie Frieder überleben kann, ob wir irgendwie mit ihm nach Oslo fahren sollen, um ihn dort in einer Konferenzpause behandeln zu lassen,verschob sich die Spange an den drei restlichen Zähnen ein wenig, es knackte mal wieder und dann war es nicht mehr so schlimm für Frieder. Also fanden wir heraus, dass wir keine Operation beim Notarzt riskieren wollten und warteten bis Sonntag Abend, wo die Ärztin extra für uns in die Praxis kam und alles wieder prima ordnete. Frieder musste so lange flüssig ernährt werden, was er ganz lustig fand. Abgesehen davon gab es keine weiteren Probleme, und mittlerweile ist sogar die Stabilisierung fast abgeschlossen und – oh Wunder – es hat geholfen! Der Unterbiss ist weg und alles sieht sehr gut aus. Kleine Verschiebungen sind noch nötig, aber das sieht alles vergleichsweise sehr einfach aus. Auf den Röntgenbildern kann man sehr gut sehen, wie die Zahnspange den Oberkiefer ausgeweitet hat, so dass die neuen bleibenden Zähne, die zum Teil übereinander im Kiefer lagen, nun alle schön aufgereiht nebeneinander liegen.
Das größte Ereignis im Rahmen dieses Berichtes ist zweifellos Floras Konfirmation. Es hat nicht nur unsere Familie in Atem gehalten, sondern auch die Großeltern und Geschwister und Onkel und Tanten. Es begann schon sehr zeitig mit der Frage, was Flora denn anziehen sollte. Die Standard-Antwort darauf ist in Norwegen: eine Tracht, auf norwegisch „Bunad“ (sprich: Bünad) genannt. Hier gibt es massenhaft verschiedene Trachten, die je nach Herkunftsort verschieden sind (http://www.husfliden.no/hunf/entrypage.aspx?containerid=23617&lnodeid=1, da muss man auf die Namen der Landesteile klicken, dann sieht man unten eine Bilderleiste mit den Trachten. Man kann zum Vergrößern da auch noch mal draufklicken). Dazu sind jeweils strenge Regeln vorhanden, die jeweils festlegen, was man dazu tragen muss und wann man die Tracht anzieht und mit wem man zusammen stehen darf und so weiter (das letzte ist jetzt ein bisschen übertrieben. Aber Bunadschuhe darf man zum Beispiel nur zum Bunad anziehen.) Da wir ja davon keine Ahnung haben, und außerdem keiner von uns Lust hatte, sich mit den Geheimnissen der Bunadherstellung zu beschäftigen, die in der Hauptsache in Unmengen von genauestens vorgeschriebener Handarbeit bestehen, wollten wir eine einfachere Version. Maren, Floras Patentante, kam dann auf die Idee, Flora mal mit zu einer Freundin zu nehmen und dort eine „kystdrakt“ Küstentracht, (http://www.kystdrakten.no/KD/Kystdrakten.nsf/VisDrakt?OpenForm&D=D) anzusehen und auch anzuprobieren. Das ist kein Bunad, sondern „nur“ eine Tracht, weil sie erst vor wenigen Jahren entworfen wurde, mit der Nähmaschine genäht werden darf und für die ganze Küste zulässig ist (was ja halb Norwegen umfasst). Auch war sie - im Verhältnis zum echten Bunad - recht kostengünstig. Flora war lange unentschlossen, aber nach vielem Hin und her entschied sie sich doch noch für die Tracht. Das war ein Jahr vor der Konfirmation. Wir kauften sofort das Material und Lisanne begann mit dem Sticken. Das war eine sehr aufwändige Sache und wurde gerade so vor der Konfirmation fertig. Das Nähen haben wir einer professionellen Näherin überlassen – hier gibt es nämlich einige Frauen, die sich darauf spezialisiert haben und für alle andren die Teilarbeiten übernehmen, die man selber nicht schafft oder sich nicht zutraut. Jedenfalls war die Tracht rechtzeitig fertig (eine Woche vor dem großen Ereignis) und alle bewunderten Flora, die selber auch ganz zufrieden war. So ein Kleidungsstück ist ja immer gut zu haben – man ist niemals falsch damit angezogen (jedenfalls in Norwegen), ob man nun zur Konfirmation, Hochzeit, Taufe oder zum Nationalfeiertag eingeladen ist. Sogar zum Empfang beim König hat Flora nun das passende Kleidungsstück. Flora ist bisher allerdings noch nicht eingeladen worden – Felix aber war schon mal bei einer Festveranstaltung zusammen mit dem König (im Rahmen seiner Mathematikabenteuer). Zu allen Bunads und Trachten gehört auch noch der Schmuck, natürlich echtes Silber und/oder Gold. Ein kystbunad braucht zum Glück bloß Manschettenknöpfe, zwei kleine und eine große Brosche zum Befestigen des Tuches und des Halsausschnitts und eine Gürtelschnalle. Vom Hersteller werden zwei Sätze Silberschmuck empfohlen, die Flora aber nicht gefielen. Was nun? Nach einigen Diskussionen begannen wir schließlich, die Grimstader Goldschmiede der Reihe nach abzuklappern und uns ihre Auswahl an (echtem) Bunadschmuck anzusehen. Allerdings passt der filigrane und verspielte Schmuck, den man für den Aust-Agder-Bunad nimmt, nicht zu Floras einfacher Tracht. Aber einer der Goldschmiede hatte einen Katalog, in dem es eine weitere Sorte Schmuck für Floras Tracht gab: schlichte Silberknöpfe mit einer Küstenschwalbe im Flug daraufgeprägt. Diese Küstenschwalbe ist auch das Hauptmotiv der Stickerei auf dem Tuch.
Außer dem Kleid für Flora gab es natürlich auch noch ein paar andere Dinge zu organisieren. Unser Geschenk war das Kleid, und auch für den Raum des Festaktes hatten wir keine Probleme, das ist traditionell die Kirche. Für die Party danach allerdings stellte sich heraus, dass wir ziemlich spät dran waren, als wir ein Jahr vorher nach einer geeigneten Lokalität Ausschau hielten. Lisannes Freundin erzählte, dass sie schon seit 2 Jahren (also 3 Jahre vor der Konfirmation) alles fertig bestellt habe und jetzt wohl kaum noch was zu finden sein werde. Floras Wunschfeierstätte war dann auch tatsächlich („schon seit Jahren“, wie man uns mitteilte) ausgebucht und vorbestellt. In leichter Panik fragten wir also in der Uni nach, ob wir die Personalkantine mieten könnten, und siehe da – kein Problem und viel Platz. Auch die Studentenküche hatte gerade noch Platz für eine Bestellung an dem gewünschten Wochenende. Somit waren das Essen und er Raum geklärt und wir konnten uns den Gästen, der Dekoration und ähnlichen Kleinigkeiten widmen. Flora selber bastelte eifrig Einladungskarten und Tischschmuck in den von ihr selber gewählten Farben weiß und maigrün. Zusammen mit den dunkelblauen Tischdecken und dem weißen Geschirr sah es fantastisch aus!
Schließlich kam der große Tag näher. Alle, die etwas mehr Zeit investieren wollten, wurden von uns schon zum 17. Mai (norwegischer Nationalfeiertag) eingeladen, der am Wochenende vor der Konfirmation war. Die Großeltern waren über alle Maßen begeistert und wir hatten auch mal wieder schönes Wetter, so dass es ein sehr gelungener Feiertag war. Morgens um halb 10 ist immer der Umzug aller Kinder mit ihrer jeweiligen Schule oder mit dem Kindergarten durch die Altstadt. Frieder ist mit dem Korps dabei, während Flora ganz an der Spitze eine Fahne tragen durfte, ein Amt, das den Pfadfindern vorbehalten ist. Nach dem ersten Umzug gibt es ein Fest in der Schule, wo Frieder wieder mit seiner Klarinette dabei war (Korps). Und am Nachmittag kommt dann der große gemeinsame Umzug aller Bürger, wo jeder in seinem jeweiligen Club teilnimmt. Flora ist da Pfadfinder, Felix ist im Theaterclub, und Frieder beim Korps. Die Eltern haben genug damit zu tun, am Rand zu stehen und zu winken.
Nach dem 17. Mai füllte sich unser Haus und die Häuser der befreundeten Familien zusehends. Und bald kam der 24. Mai 2008, der Konfirmationstag. Wir standen früh auf und gingen zur Kirche bei gutem Wetter. Die Kirche war proppenvoll, und es war eine schöne Zeremonie. Alles war voller bunt geschmückter Menschen – massenhaft Trachten unterwegs. Einer der Höhepunkte des Festaktes ist ein Duett, das der Pfarrer und der Katechet für die Konfirmanden singen. Alle Konfirmanden knien der Reihe nach am Altar nieder und es wird für jeden einzelnen gebetet. Damit möglichst viele Gäste an dieser Zeremonie teilnehmen können, gibt es in unserer Kirche jedes Jahr vier Konfirmationsgottesdienste (zwei am Samstag, zwei am Sonntag) für die etwa 60 Konfirmanten.
Nach dem obligatorischen Fototermin am Ende gingen wir zu unserer Feier. Die begann gleich mal mit einer Ausstellung von Floras Kunstwerken aus 16 Jahren Künstlertätigkeit – sehr schön vom Opa in tagelanger Arbeit vorbereitet, er hat all die vielen Bilder eigenhändig gerahmt. Dann kam das Buffet, gemütliches Essen mit vielen lustigen und interessanten Reden und ein Spaziergang und mehr Essen, diesmal Kuchen und Dessert und auch ein Theaterstück der Familie Prinz. Obwohl der ganze Tag genauestens von allen Seiten gefilmt und fotografiert wurde, ist aus irgendeinem Grund nur ein ganz kleiner Teil der Vorstellung dabei, was schon viele Zuschauer enttäuscht hat, die die lustigen Stellen gerne noch mal gesehen hätten, insbesondere Flora und Felix als streitsüchtiges Liebespaar vor einem verrückten Geldautomaten.
Einer der Höhepunkte des Festes war natürlich das Auspacken der Geschenke. Da Flora hauptsächlich reale physische Gegenstände und wenig Geld geschenkt bekam, war das eine lustige, spannende und ein wenig langwierige Prozedur. So viele Überraschungen auf einmal! Für einen Teil der Zuschauer war das Auspacken allerdings vielleicht noch spannender als für Flora. Lisannes Cousin Hannes meldete sich zwei Wochen vor der Konfirmation und wollte Flora gerne ein ganz besonderes Geschenk machen. Lisanne schrieb daraufhin eine verrückte Liste möglicher und unmöglicher Vorschläge (schließlich war es kurz vor dem großen Ereignis und der erste Besuch war schon angekommen, wer denkt da noch über Geschenke nach?) - und was suchte Hannes aus – das verrückteste aller Geschenke! So kam es, dass wir einen Laptop (bei Dell Norwegen, wegen der Garantie) bestellten, Hannes sich mit Mutter und Bruder und Cousin zusammentat, um ihn zu finanzieren und Martin, Hannes Bruder, als Überreicher zu uns gesandt wurde. Natürlich war der Computer noch nicht angekommen, aber Martin hatte eine wunderschöne Glückwunschkarte mit, in der alles genau erklärt stand. Flora packte also aus und aus und aus und wir wussten: irgendwo liegt dieser Computergutschein, von dem Flora nicht die geringste Ahnung hat. Dinge zu bekommen, die man sich gewünscht hat, ist schön, man weiß ja auch nicht sicher, ob man sie bekommt, aber etwas völlig Unerwartetes ist doch noch eine ganz andere Überraschung. Flora packte also aus ... vieles probierte sie auch gleich aus, kletterte mal schnell (in voller Tracht) in das neue Schlafsackzelt, hängte sich den Schmuck um, setzte den Mückenhut auf ..... bis nur noch zwei Geschenke auf dem Tisch lagen: ein Briefumschlag und ein Päckchen. Sie öffnete das Päckchen, freute sich über die Kette und das Pfadfinderbesteck und griff dann zum Briefumschlag. Öffnen, lesen – Stille. Dann eine vorsichtige Frage an Lisanne: „warum schenken sie mir ein Notenbuch?“ Hannes hatte nämlich geschrieben: „Viel Spaß mit Deinem neuen Notebook“. Lisanne erklärt: ein Notebook ist ein anderes Wort für Laptop, also einen „bærbar“ (tragbaren) Computer. Floras Augen werden groß, man kann richtig sehen, wie die Erkenntnis langsam in sie hineinsinkt. „Ein eigener Laptop? Für mich?!“ Dann umarmt sie stürmisch Lisanne, die am nächsten sitzt, jubelt, springt auf und fällt Martin, dem Überbringer der guten Botschaft um den Hals.
Der echte Laptop kam dann ein paar Tage später an und wird seitdem eifrig benutzt. Auf diese Art und Weise haben wir jetzt einen Computer und vier Laptops, nachdem wir jahrelang mit einem Computer ausgekommen sind: Andreas hat sowieso einen Laptop von seiner Arbeit, Lisanne bekam einen zum Beginn des Studiums, damit sie nicht am stationären Computer auf dem Flur inmitten des brodelnden Familienlebens ihre Studienaufgaben lösen muss, und Felix kaufte sich einen (Mac) von den Preisgeldern der Mathematikolympiade (und einem Zuschuss der lieben Eltern).
Aus Anlass von Lisannes 40. Geburtstag wollte Andreas ein ganz besonderes Geschenk machen. Die erträumte Reise mit der Hurtigrute muss noch etwas warten, weil Lisanne nicht bereit war, Schulden dafür zu machen. So suchten wir nach einer Alternative und im September 2008 reisten Lisanne und Andreas wohlgemut und zu zweit für zehn Tage nach Pisa. Frieder war mit dem Flugzeug zu den Großeltern nach Greifswald verfrachtet worden (für etwa 50 Euro extra nimmt die Fluggesellschaft auch einzelne Kinder mit). Flora und Felix waren hauptsächlich alleine zu Hause, Flora übernachtete noch ein paar Nächte bei Freunden.
Unsere Reise führte uns zunächst mit dem Bus von Grimstad nach Sandefjord und von dort mit Ryanair direkt nach Pisa. Wir hatten durch einen Bekannten von Andreas ein Quartier in einem kleinen Ort in der Nähe von Pisa empfohlen bekommen. Also machten wir uns vom Flughafen auf den Weg ins Stadtzentrum und von dort mit dem Bus nach Calci. Das funktionierte wunderbar, aber in Calci waren wir ratlos. Es gab zwar einen Stadtplan, aber der war nicht mit den vorhandenen Straßen um uns in Einklang zu bringen, außerdem war unser Quartier nicht eingezeichnet! Nicht einmal der Besitzer des Eisladens wusste, wo wir hinsollten – und englisch sprach sowieso niemand. Schließlich fanden wir eine Tankstelle und entnahmen den Handzeichen ihres Besitzers eine ungefähre Richtung, die uns in einer Parallelnebenstraße dritten Grades (sprich: Feldweg) tatsächlich zur Villa Rosselmini (http://www.villarosselmini.com/) führte. Die Villa selber ist wunderschön, mit einem kleinen Garten unter großen Bäumen, einem Fußballplatz und einem Swimmingpool. In der Villa wohnt immer noch der Marquis Mazzarosa mit seiner Familie, aber in den Nebengebäuden sind hübsche kleine Ferienwohnungen mit eigener Küche, Badezimmer und Schlafzimmer. Die Mauern sind dick in der unteren Etage, wo wir wohnten, aber das kann im heißen Sommer nur gut sein. Wir waren Ende September dort und hatten fantastisches und nicht zu warmes Wetter.
Calci ist ein hübsches kleines Städtchen mit vielen Restaurants, kleinen Läden (Bäcker, Fleischer, und so weiter, wie in alten Zeiten) und einem alten Kloster, das ein großes Naturkundemuseum beherbergt. Außerdem liegt es wunderschön am Fuße der Bergkette, die Pisa von Lucca trennt.
Natürlich mussten wir diese Berge ausgiebig besteigen, der Ausblick ist allerdings wirklich fantastisch. Andreas benutzte einen Tag, um die Berge von oben bis unten mit dem Mountainbike zu erkunden, während Lisanne mit fiebriger Erkältung am Swimmingpool lag.
Von Calci aus unternahmen wir mehrere Tagesausflüge. Natürlich waren wir in Pisa, aber da gefiel es uns nicht so gut. Der Domplatz mit dem schiefen Turm sieht aus, als ob er aus Versehen vom Himmel gefallen ist, weiß mit grünem Rasen inmitten einer ockerfarbenen Stadt, und die Leute waren auch nicht besonders freundlich oder auf Touristen eingestellt. Wir besuchten auch Lucca und waren begeistert, es machte Spaß, auf der alten Stadtmauer entlang zu wandern, wir bewunderten die alten Gassen, Kirchen, Museen, Plätze.... Am erstaunlichsten war das alte Amphitheater, das später mit Häusern bebaut wurde. Der ovale offene Platz ist jetzt ein Marktplatz, wurde aber im Laufe der Jahrhunderte zu verschiedensten Zwecken benutzt, unter anderem als großer Schlachthof.....
Natürlich haben wir viel gutes italienisches Essen genossen und Eis. Noch besser als Lucca hat uns Florenz gefallen, da war ein Tag viel, viel, viel zu kurz. Florenz ist so schön! Immer wieder bestaunten wir die fantastischen Details an und in den Bauwerken: was für Meisterwerke, und das ganz ohne moderne Technik. Beinahe noch schöner als Florenz waren die kleinen Felsendörfer der Cinque Terre an der Riviera. Bei strahlendem Sommerwetter wanderten wir von Corniglia nach Riomaggiore, gingen zwei mal unterwegs baden, fanden einen fantastischen Pizzabäcker.... bevor wir mit dem Zug zurück nach Pisa fuhren. Wir wollen gerne noch mal hier Urlaub machen.
Eine spezielle Erfahrung war die Abreise: wir mussten sehr früh vor dem Aufstehen zum Flughafen und dafür ein Taxi bestellen. Wir versuchten unseren Wirt dafür einzuspannen, aber leider war es unmöglich, ein Taxi außerhalb der Öffnungszeiten vorzubestellen. Man muss da einfach direkt ein Bereitschaftstaxi anrufen. Das haben wir gemacht, aber kein Taxifahrer konnte englisch. Schließlich fanden wir einen, der rudimentär deutsch konnte und das Taxi kam, nur viel zu spät. Wir erreichten den Flug buchstäblich in letzter Sekunde, aber nur, weil der Taxifahrer alle Geschwindigkeitsgrenzen verdoppelte und sonst kein Auto unterwegs war.
Nicht einmal ein halbes Jahr später waren wir wieder zu zweit unterwegs, diesmal zum 20-jährigen Jubiläum des 15-Gänge Menüs. Das erste Menü fand in der Grünberger Strasse in Berlin statt, als wir noch Studenten waren. Ines hatte ein Buch ausgegraben, in dem berichtet stand, wie ein solches Fest ausgestaltet werden kann, also welche Speisefolge man beachten muss. Die Speisefolge ist nur nach Typ angegeben, also „Vorspeise warm“ oder „Nachtisch kalt“ etc. Wir hatten nicht jedes Jahr eine solche Feier, und auch die Teilnehmer variierten ein wenig – insgesamt hatten wir 4 Feiern, also ungefähr alle 5 Jahre eine. In diesem Jahr gab es:
Vorgericht kalt: Dreifarbiger norwegischer
Kaviar
Suppe: Schwäbische Flädlesuppe
Vorgericht warm: Ragout fin Pastetchen
Fischgericht: Zander Grenadine
Fleischgericht: Gulasch vom Hirsch
Zwischengericht warm: Kartoffelröllchen mit Schafskäse
Zwischengericht kalt: Carpaccio vom Rinderfilet
Sorbet: Pfirsichsorbet
gebratenes Fleisch, Salat: Marinierte Ochsenschulter mit Spätzle
Gemüsegericht: Thunfisch-Steak mediterraner Art auf Tomaten-Sardellen-Gemüse
mit Ciabatta
Süßspeise warm: Schwäbische Ofenschlupfer
Süßspeise kalt: Tiramisu
Käse: Würzbissen
Früchte: Flambierte Früchte mit Schoko-Kuss
Nachtisch: Kaffee, Marzipankonfekt
Es ist gar nicht so schwer, so ein Menü herzustellen, denn jeder der Teilnehmer muss ein Gericht mitbringen, und man isst ja immer nur kleine Menge auf einmal. Allerdings dauert so ein Event einen ganzen Nachmittag – wir starteten um 15 Uhr und waren gegen Mitternacht fertig. Der Abend war sehr geglückt mit einer tollen Tischdekoration und vielen Gesprächen. Alle zwei bis drei Gänge wechselten wir auch die Sitzordnung, so dass jeder mit jedem mal sprechen konnte.
Unser erstes Gericht war das leichteste – wir hatten vielfarbigen Kaviar (roten, schwarzen und weißen aus Norwegen, grünen (!) mit Wasabi aus Flughafen Amsterdam) sowie ein paar Cräcker (salzige Kekse). Unser zweites Gericht waren mit Schafskäse gefüllte Kartoffelröllchen. Leider hatten wir das Rezept falsch gelesen und mussten etwas improvisieren. Das ging aber gut, denn wir hatten alles schon zu Hause vorgekocht und brachten dann mit dem Flugzeug eingerollte Kartoffelpuffer mit Käsefüllung mit.
Frieder war bei Freunden, Flora und Felix waren allein zu Hause und wir hatten einen Kurzausflug von 4 Tagen. Außer dem Menü konnten wir auch Klaus und Ines, deren neues Haus und einige Freunde besuchen. Es war ein wunderschönes Wochenende, nur das Heimweh danach ist nicht so schön.
Und als ob das alles noch nicht genug wäre an elterlichem Privatleben, wollten wir auch noch unseren 20. Hochzeitstag im Mai feiern. Dazu fuhren wir nach Hove auf Tromøy, was eine Insel nahe Arendal und nur 50 Minuten von Grimstad entfernt ist. Dort ist eine tolle Landschaft mit Rollsteinen und Wald und langen Waldwanderwegen und einem Zeltplatz. Im Sommer gibt es dort ein großes Musikfestival und es ist überhaupt eine beliebte Freizeitgegend. Wir waren in einem Hotel, das früher ein Herrensitz war und das ein romantisches Wochenende für Verliebte anbot. Wir waren spazieren, im Spa, wo wir badeten und auch jeder eine Behandlung hatten und ließen es uns gut gehen. Das Essen war nicht so berühmt, aber ansonsten waren wir sehr zufrieden.
Als wir nach Hause kamen, hatten die Kinder ein fantastisches drei Gänge Festmenü für uns vorbereitet, mit selbstgemachtem Eis, buntem Salat und „heißer Liebe“ als Hauptgericht (Kartoffelbrei mit gebratenen Würstchenwürfeln). Wir waren stolz und glücklich – auf uns und auf unsere Kinder – zwanzig Jahre durch dick und dünn sind schon eine ganz schön lange Zeit.
Seit wir in Berlin Walzer und ähnliches tanzen lernten, haben wir immer nach Möglichkeiten gesucht, unsere Kenntnisse auszuprobieren oder zu erweitern. Leider ist die bevorzugte Tanzrichtung in Norwegen der Swing. Wir versuchten eine Weile, etwas anderes zu finden, aber schließlich begannen wir mit Swing. Das ist einerseits recht praktisch, weil es zu fast allen modernen Rhythmen passt, aber andererseits fehlt die Vielfalt des Gesellschaftstanzes. Swing Unterricht wird hier normalerweise mit häufigem Partnerwechsel durchgeführt. Dadurch lernten wir sehr schnell die Grundzüge und mehrere Figuren. Lisanne konnte nach einer Weile prima auf alle möglichen Partner eingehen. Nachdem wir Eltern mit Tanzen anfingen, fand auch Felix einen Tanzkurs (für Studenten). Obwohl in Grimstad fast ausschließlich männliche Studenten sind, waren in dem Kurs mehr Mädchen als Jungen. Felix lernte sehr gut tanzen.
Weihnachten nahmen wir die gesamte Familie samt Greifswalder Großeltern mit zum Swing-Tanz nach Arendal. Weil alle ihren großen Spaß daran hatten, meldeten wir uns zum Sommer-Tanzcamp an. Das erwies sich als ein perfekter Sommerurlaub für die ganze Familie. Wir hatten eine gemütliche Unterkunft mit fast der gesamten Verpflegung enthalten. Es gab viele verschiedene Tanzkurse mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden und Tanzarten (Salsa, Linedance, Swing), so dass jeder was finden konnte. Noch dazu befand sich das Camp nicht weit von uns war (nahe Kristiansand) und in einer wunderschönen Landschaft. Es war an einem See ganz in der Nähe des Meeres. Wir gingen viel spazieren und Andreas und Flora waren auch joggen. Wir tanzten etwa 6 Stunden pro Tag, das meiste in Kursen, aber auch auf den täglichen Festen am Abend.
Und dann kam doch noch die Chance, an einem Gesellschaftstanz-Kurs für Paare teilzunehmen. Ein bekannter Arzt aus Grimstad hatte an einer Fernsehshow teilgenommen, in der berühmte Leute einen Tänzer als Partner bekommen und dann jede Woche einen neuen Tanz lernen und vorführen müssen. Nach der Show wollte er gerne weitertanzen und lud seine Tanzpartnerin, die eine Tanzschule in Ålesund hat, zu einem Sommer-Intensiv-Tanzkurs ein. Die Teilnehmer waren viele Ehepaaren aus den besten Kreisen von Grimstad, und am Ende des Kurses verabredeten wir einen Tanzkreis, der seitdem alle zwei Wochen stattfindet. Der nächste Kurs ist Ende Januar, aber da ist Lisanne leider in Kambodscha.
Natürlich könnten wir noch viel mehr berichten, vom neuen Sofa, neuen Geschirrspülern und Waschmaschinen, von Ratten, die über die Terrasse laufen, von Kaninchen, die nach fünf Umzügen endlich einen richtig tollen Käfig haben, von Ameisen, die unser Haus auffressen wollten, von Felix zweiter Reise zur internationalen Mathematikolympiade, diesmal in Spanien ... aber es ist der 20.12.2008 und in wenigen Stunden wollen wir zum Weihnachtsurlaub nach Deutschland fahren. Mehr also auf den Internetseiten (mit Bildern!) und im nächsten Bericht.
Es bleibt spannend bei uns!