:

Süßes Mackay

Den letzten Tag in Mackay (Montag 26. Juli) begannen wir mit einem gemütlichen Frühstück. Dann mussten alle lange Sachen finden (die wir in letzter Zeit gar nicht mehr benutzt hatten und die deshalb ganz unten in den Koffern vergraben waren), denn wir hatten eine Führung durch eine Zuckerfabrik, die «Farleigh Sugar Mill» gebucht. Farleigh ist nur 15 Minuten von Mackay entfernt. Leider war das aber dann doch zu weit weg um noch mal zurückzufahren und die Kamera zu holen, die wir beim Aufbruch vergessen hatten. Deswegen gibt es weder Bilder von den Papageien, die Zucker an der Zucker-Abfüllstation fressen noch von der Zuckermühle.

Die Zuckermühle ist eine Fabrik, wo frisch geerntetes Zuckerrohr reinkommt und Roh-Rohrzucker, Energie und Schlamm rauskommen. Das Zuckerrohr kommt in Zugwaggons an, die in bis zu 500 Meter langen Zügen zusammengestellt werden. Der Transport des Zuckerrohrs ist eine spannende Logistikaufgabe, denn das Rohr muss spätestens 16 Stunden nach der Ernte verarbeitet werden. Das bedeutet, dass es in dieser Zeit den Weg vom Feld bis zur Zuckermühle zurückgelegt haben muss und dass die Warteschlange vor der Mühle nie zu lang werden darf. Die Felder werden aber immer nur Streifenweise abgeerntet, je nachdem, wie reif das Zuckerrohr ist. Es muss also die Ernte mehrerer Felder, Farmer und Orte koordiniert werden…. Dazu sollte man vieleicht noch erwähnen, dass Zuckerrohrzüge ihr eigenes Schienennetz mit spezieller Spurweite haben und dass sie extrem langsam fahren.

Zuckerrohrzug

Zuckerrohrzug

Ist das Zuckerrohr in der Fabrik angekommen, wird es klein gemahlen (daher der Name Zuckermühle) und dann durchgesiebt und ausgepresst. Die trockenen Reste werden verbrannt, was der Zuckermühle den notwendigen Strom liefert. Die feuchten Überbleibsel werden Modder genannt, denn sie bestehen aus dem Zuckerrohrsaft und all dem Dreck, der sich in der Flüssigkeit auflösen konnte. Also muss man das Ganze waschen und durchseihen, um den Dreck rauszukriegen. Zu diesem Zweck gibt es unter anderem eine riesige Schlammtrommel, auf die die dreckige Flüssigkeit läuft. Außen bildet sich eine dicke Schlammschicht und innen läuft reiner Zuckersaft rein. Dieser Zuckersaft hat einen Zuckergehalt von etwa 14%, aber er wird jetzt mehrere Male aufgekocht, so dass viel Wasser verdampft und man zum Schluss dicken braunen Zuckersirup hat.

Dieser Sirup wird mit einem Katalysator versehen und bildet Zuckerkristalle aus seinem Zuckeranteil der Rest ist einfach eine braune übelriechende und schemeckende Flüssigkeit, die sogenannte Molasse. Die wird in riesigen Schleudern von den Zuckerkrümeln getrennt. Danach muss man den Zucker noch abkühlen und trocknen, und schon ist Transportbereit. Die Zuckermühle

hat nämlich kein Lebensmittelzertifikat. Der Rohzucker ist sozusagen nicht zum Verzehr geeignet. Er wird in Raffinerien transportiert, dort gesäubert und weiterverarbeitet (zu Puderzuckker, feinem Zucker, braunem Zucker usw.)– unter strengsten Hygienevorkehrungen. Australien exportiert massenhaft Zucker, auch hier den Rohzucker, damit jedes Land den Verbrauchszucker nach eigenen Wünschen herstellen kann: kleine Kristalle oder große, eigene Packungsgrößen und Aufschriften…

In der Zuckermühle ist das mit der Hygiene nicht so wichtig. Die Anlagen sind riesig, viel geschieht unter Hitze und Wassereinfluss, also in geschlossenen Behältern. Die Gerüche sind abenteuerlich, die Temperaturen auch., die Geräusche mörderlich. Wir mussten Ohrstöpsel benutzen und Haarnetze und Helme aufsetzen. Die Maschinen und Behälter stehen zwar unter einem Dach aber sonst beinahe im Freien, sie sind staubig und machmal rostig. Die Mühle arbeitet ein halbes Jahr, während der Erntezeit, durchgehend, es werden nur regelmäßige Wartungsstunden alle 14 Tage eingelegt. Nach der Ernte werden dann die meisten Arbeiter entlassen und die Techniker nehmen die Mühle auseinander, reinigen und reparieren sie und setzen sie wieder zusammen.

Nach der Mühlenführung wollten wir schnell ein Hörbuch kaufen und dann noch viel Freizeit haben. Leider mussten wir erst alle 3 in Mackay befindlichen Buchläden abklappern, um enttäuscht festzustellen, dass es erstens nur kleine Buchläden (lesen Australier nur wenig????) gibt und zweitens Hörbücher entweder gar nicht oder nur in sehr sehr beschränkter Auswahl verkauft werden. Statt mit einem Hörbuch kamen wir dann in der beginnenden Dunkelheit nach Hause mit; einem Bademantel, einem Kleid, mehreren Tüten mit Essen und drei Koffern. Ja, mit 3 neuen Koffern. Felix Koffer hatte auf der Hinreise den Geist aufgegeben, der eine große Koffer war wackelig bevor wir fuhren, Andreas hatte ihn mit Tape (Klebestreifen) noch benutzbar gemacht, der wollte dann aber in Townsville nicht mehr und verweigerte Reißverschlussdienste. Der letzte Koffer hätte es vielleicht noch nach Hause geschafft, aber auch nicht weiter, und da stand dann plötzlich ein neuer zum Verlieben im Laden…

Nach einem kurzen Spaziergang um den örtlichen Ententeich verbrachten wir dann den Rest des Abends damit, von alten Koffern in Alte (Frieder) oder Neue (alle anderen, Andreas und Lisanne teilen einen großen Koffer) umzupacken.


Ein Kommentar zu “Süßes Mackay”

  1. Kai schrieb:

    Interessant. Im Niltal sah ich solche Zuckerrohrzüge (aber keine Mühle). Und auf einer alten Mecklenburg-Karte – vor Einführung eines flächendeckenden Eisenbahnnetzes – sah ich jede Menge lokale “Rübenbahnen”.