Am Samstag, den 24. Juli verließen wir schweren Herzens das sonnige Townsville, um uns in Richtung Süden zu begeben, näher an den Heimatflug… Während die Landschaft zwischen Cairns und Townsville noch ziemlich abwechslungreich war, bescherte und die knapp 400 Kilometer lange Strecke nach Mackay ausgesuchte Eintönigkeit. Es gab Zuckerrohrfelder, Kuhweiden und schattenlose Eukalyptuswälder. Ab und zu fuhr man über ein Flüsschen oder einen Teich. Die Straße zog sich hin, oft verschwand sie schnurgerade in der immer gleichen Landschaft, um dann dort genauso weiterzugehen. Immerhin gab es gelegentlich Berge im Hintergrund, so dass man wenigstens irgendwas hatte, um das Weiterkommen abzuschätzen. Allerdings hätte man das auch an der Anzahl der toten Känguruhs und Vögel am Wegesrand tun können. Es gab Streckenabschnitte, da war man noch gar nicht an einem Verkehrsopfer vorbeigefahren und sah schon das Nächste. Es war schlimm. Von Hitze, Eintönigkeit und toten Beuteltieren überwältigt, brauchten wir ziemlich viele Pausen, bis wir endlich in Mackay ankamen.
Dort verfuhren wir uns auch nur zweimal, bis wir unseren schon morgens per Telefon bestellten neuen Caravanpark fanden: den Central Tourist Park. Diesmal hatten wir eine Villa, also ein eigenes Bad und eine Küche. Leider war die Villa schon älteren Datums. Wir kümmerten uns zunächst nicht darum, weil wir schnell in die Stadt zur Touristeninformation wollten, um die nächsten Tage zu planen. Aber das funktionierte nicht. Wir waren zwar schon halb 5 da, aber die Touristeninfo macht um 4 zu. Und das städtische Wasservergnügungsbad «Blue Lagoon» war wegen (winterlicher) Restaurierungsarbeiten geschlossen. Immerhin fanden wir ein gutes italienisches Restaurant, in dem wir gegen die Zusicherung, dass wir innerhalb einer Stunde mit Essen fertig sein würden, sogar noch Platz bekamen.
Wieder «zu Hause», sahen wir uns etwas näher in unserer neuen Unterkunft um und stellten fest, dass die Villa nicht nur alt, sondern auch nicht wirklich sauber war; auf dem Fußboden und besonders an den Stellen, wo man nicht so gut rankommt – Dachsparren zum Beispiel – da hatten sich riesige Staubflusen gesammelt. Außerdem stank sie nach altem Rauch.
Wir schliefen trotzdem mehr oder weniger gut und tauschten sie dann am nächsten Morgen nach etwas Diskussion mit der Vermieterin in eine etwas neuere und vor allem weniger rauchige Version um. Ehe das alles geregelt war, verging einige Zeit, so dass wir erst um 10 in der Stadt waren, obwohl wir halb 8 aufgestanden waren. Es war also höchste Zeit, Frühstück zu essen. Flora hatte am Abend vorher einen Subway Imbiss entdeckt, und da gingen wir hin. Es war etwas kompliziert, den wir wussten nicht, wie man dort bestellt, weil das von uns noch keiner ausprobiert hatte (dabei gibt es Subway sogar in Arendal). Wir verwirrten also uns, die armen Angestellten und hinter uns sammelte sich eine Schlange.
Für die, die auch noch nicht bei Subway waren, kommt hier eine Erklärung. Man sucht sich ein (weiches) Baguett aus verschiedenen Brotsorten aus, entweder einen halben oder einen ganzen Foot lang, dann sagt man, was man für eine Hauptzutat (Buletten, Schinken, Thunfisch, Steak, Ei, Ei und Würstchen, Seafoodsalat, Käse….) man drauf haben will und welche Salatzutaten und welche Soßen und ob das Brot gegrillt werden soll und ob Salz oder/und Pfeffer drauf soll… und das wird dann genauso zubereitet. Hier sieht man schon, dass Leute, die den Prozess nicht kennen und nicht mit den Entscheidungsmöglichkeiten vertraut sind, eine gewisse Blockade darstellen, mal ganz abgesehen davon, dass die meisten von uns sich sowieso nicht schnell entscheiden mögen.
Frisch gestärkt suchten wir erneut die Touristeninformation auf. Diesmal war sie offen und innerhalb von 20 Minuten hatten wir sowohl eine Tour für den gleichen Tag als auch für den nächsten gebucht.
Es war nun schon Sonntag gegen 11 Uhr vormittags, so dass wir uns schnell auf den Weg machten – zum Eungella Nationalpark (sprich jun-g-la). Dies ist ein bergreiches Regenwaldgebiet 70 Kilometer von Mackay entfernt (weg von der Küste, ins Land hinein). Zunächst ging die Reise durch Zuckerrohrfelder, vorbei an Zuckerrohr-Bahnschienen und Zuckerfabriken. Dann bogen wir ab zum Finch Hatton Gorge. Dort gibt es schöne Wanderwege und Bademöglichkeiten, aber wir waren schon spät dran und es war sowieso nieselig, grau und kühl. Wir bewunderten noch ein Platypus Base Camp, was eine Art Zeltplatz ist, wo man in offenen Hütten auf Stelzen wohnt, und in offenen (aber überdachten) «Hütten» kocht und ißt. Man kann dort auch schön baden und manchmal sogar Platypusse sehen, aber es war zu kalt und keine Platypuszeit als wir da waren. Flora war von dem Platz hingerissen und hätte da gern einmal übernachtet (Felix war allerdings froh, dass wir da nicht bleiben mussten). Das war ein richtiges Basecamp, pfadfindermäßig und mitten im Regen-Wald.
Wir waren auch alle sehr froh, dass es nur wenig regnete und keine Regenzeit war, denn auf dem (Sand)weg nach Finch Hatton Gorge führte die Straße durch 4 Flüsse hindurch. Das Wasser war nur etwa 10 Zentimeter hoch auf den extra für die Autos eingebauten Betonplatten und deswegen kein Problem für unser Auto, aber bei richtigem Regen wäre es wohl nicht so gut gegangen.

Unser Amphibienauto
Schließlich kamen wir an ein Schild, das uns den Weg zum «Forest Flying» wies, wo wir die heutige Tour gebucht hatten. Dem einen Schild folgten noch mehrere andere, drei Gatter, ein für das Auto fast zu steiler Berg und dann endlich ein Parkplatz und ein verschlungener Wanderweg und dann trafen wir tatsächlich Donna und Dave.
Donna und Dave besitzen ein paar Hektar Regenwald, haben mehrere Kabel zwischen den Bäumen angebracht und verdienen ihren Lebensunterhalt damit, Leute an diese Kabel anzuschirren und zwischen den Baumkronen durchgleiten zu lassen. «Forest Flying» eben: durch den Wald fliegen.
Das Ganze ging schnell und effektiv vor sich. Erst wurden alle angeschirrt, dann konnte man eine kurze und flache Probestrecke fliegen und danach kletterte man einen Berg hoch bis zur Startplattform. Von dort segelte man am Kabel 230 Meter entlang bis zu einem Baum, wartete auf dessen Plattform 15 Meter über dem Boden bis alle angekommen waren und segelte dann noch mal 130 Meter bis zum Ankunftshäuschen, wo man seine Sicherheitsleinen, Karabinerhaken und das Fluggeschirr wieder abgab. Von oben hatte man eine tolle Aussicht in die Baumkronen und in die ganz schön tiefen Tiefen unter einem, und dazu noch das herrliche Gefühl des Schwebens.
Alle waren sehr zufrieden, nur Frieder wollte noch mal und durfte nicht.
Wir hatten aber auch gar keine Zeit für noch eine Runde, denn es war inzwischen schon um drei und wir wollten noch zum Broken River. Dieser ist oben auf dem Bergkamm, und da mussten wir ja erst mal über eine lange, steile und sehr kurvige kurvenreiche Straße hinauf. Am Broken River gibt es eine Aussichtsplattform, von der aus man – wenn man Glück hat – Platypusse sehen kann, besonders von Juni bis August, wenn sie sich Fett für die Brutzeit anfressen. Wir kamen also bei Nieselregen und tief hängenden Wolken auf der Plattform an und sahen nichts. Jedenfalls keine Platypusse, sondern nur ein Wasserhuhn und mehrere Wasserschildkröten, die ab und zu mal ihre Nase aus dem Wasser steckten. Leute kamen und gingen, dann wurde es still und dann begann es zu regnen. Und dann sahen wir ihn: einen echten und lebendigen wilden Platypus. Ein Platypus ist was ganz besonderes, nämlich ein eierlegendes Säugetier, das im Wasser lebt. Am meisten überrascht waren wir davon, dass so ein Platypus gar nicht so groß ist: maximal 50 Zentimeter von der Schnabel- bis zur Schwanzspitze. Und dann sahen wir noch einen. Sie kamen immer mal kurz aufgetaucht, schwammen ein wenig an der Wasseroberfläche und tauchten blitzschnell wieder ab. Flora gab dem Platypus sofort den Namen Robert. Frieder taufte ihn kurz danach auf Platypussy um, nur um Flora zu ärgern. Flora nannte ihn aber immer noch Robert und so machten wir uns langsam auf den Heimweg nach Mackay. Einige von uns waren nass und kalt, während andere sich ordentlich angezogen hatten.
Wieder im Caravanpark verbrachten wir den restlichen Tag mit einem gemütlichen Bildersortier- und Blogschreibeabend. Und hier sind wieder mal die Bilder.