Trödeltage
Nach der langen Reise vom Tag vorher waren alle am Mittwoch ziemlich müde. Außer Lisanne schliefen alle bis kurz vor neun. Lisanne wachte aber auf, als Ernst um 7 an die Schlafzimmertür klopfte und durfte dann zuschauen, wie er die wilden Vögel fütterte. Was sind wilde Vögel in Cooran? Das sind Kakadus und bunte Papageien. Später kamen auch noch andere Vögel, alle solche die wir nicht kennen oder nur im Tierpark gesehn haben. Es war noch ein Wellensittiche da und graue Vögel mit einem «Horn» aus Federn und ein grüngelb-weißer Honeyeater. Letztere sind allerdings nicht mehr fotografiert worden….
Außerdem musste natürlich, wie an allen Trödeltagen, Wäsche gewaschen werden. Das war kein Problem mit Ernsts großer und moderner Waschmaschine, allerdings verbrauchen wir alle vorhandenen Trockenmöglichkeiten. Die sind zum Glück auf einer überdachten Veranda, sonst würden wir die Wäsche nie trocken kriegen.
Nach einem gemütlichen Vormittag fuhren wir dann mit Ernst zusammen in Richtung Noosa. Zuerst besuchten wir Mount Tinbeerwah, der ziemlich alleine in der Gegend rumsteht und deshalb eine wunderbare 360-Grad-Ausssicht zu bieten hat. Zum Glück war gerade eine Regenpause und man konnte ziemlich gut sehen, aber die weitere Umgebung war dann doch in Wolken und Regen verborgen. Nach dem Tinbeerwah Lookout fuhren wir zum Noosa Lookout, der leider teilweise schon zugewachsen war, so dass man nur noch in eine Richtung schauen konnte. Dann fuhren wir nach Noosa Heads. Da waren wir ja schon mal den Küstenweg entlanggegangen.

Das Meer bei Noosa
Diesmal bewunderten wir erst mal die beiden dort anssässigen Koalas, die sich zu unserer Freude in der Nähe des Parkeingangs aufhielten. In der Information steht immer ein Schild, wo man sie finden kann, aber bei unserem ersten Besuch waren die Beiden irgendwo wo wir nicht vorbeikamen. Nachdem wir genug Koalas beschaut hatten – die schlafen 20 Stunden am Tag um wenig Energie zu verbrauchen und ihr hartfaseriges Essen, die Eukalyptusblätter, überhaupt verdauen zu können – gingen wir den Palm Circuit, einen kurzen Rundweg von einem Kilometer, der uns an vielen interessanten und merkwürdigen Bäumen vorbeiführte. Es gab Sumpfpalmen, Pinienbäume, Figtrees – solche, die andere ersticken und gewöhnliche, es gab Bäume mit Krebsgeschwulsten und welche, die vom Blitz getroffen waren oder beides, und es gab Lianen und wahrscheinlich noch viel mehr, das wir entweder nicht entdeckt oder schon wieder vergessen haben.
Nach diesen vielen Entdeckungen waren alle hungrig. Ernst lud uns zum Lunch in den Tewantin Bowls Club ein, die 7 verschiedene Gerichte zu einem günstigen Preis anbieten. Wir hatten gegrillten und panierten Fisch, Lasagne (mit Chips, also Pommes Frites serviert), Bratwurst und Marokkanisches Rindergulasch (zweimal). Es war sehr gutes Essen und alle waren hochgradig zufrieden. Außerdem konnten wir beim Essen die Bowl-Spieler bewundern. Bowl ist also nicht Bowling, wie Lisanne zuerst annahm, sondern soetwas ähnliches wie eine Mischung aus Boccia oder Curling. Erst wird ein kleiner weißer Ball geworfen und dann versuchen zwei Mannschaften ihre etwas seltsam geformten größeren Bälle so dicht wie möglich an den weißen heranzuschmeißen und die günstig liegenden Bälle des Gegners wegzustoßen. Das Ganze ist relativ unkonventionell, solange man weiße Socken und weiße Turnschuhe trägt. Das war vor 17 Jahren in Brisbane anders, da waren alle Leute in so einem Club mit weißen Hemden und weißen Shorts und weißen Hüten bekleidet, als wir daran vorbeikamen.
Nach dem Essen fuhren wir noch mal zurück ins Zentrum von Noosa. Die Eltern gingen in die Touristeninformation und die Kinder an den Strand. Nachdem die Kinder eine schöne Sandburg gebaut und die Eltern eines Tagesausflug nach Fraser Island bestellt hatten, fuhren mit mit einem kleinen Zwischenstop bei Woolworths zurück zu Ernst. Das war auch höchste Zeit, denn es wurde dunkel (um 5!) und begann, in Strömen zu regnen (seufz). Woolworths ist hier übrigens ein großer Lebensmittelladen, Anziehsachen werden da nicht verkauft. Unser Einkauf bestand neben etwas Gemüse und Joghurt hauptsächlich aus Eis und Süßigkeiten. Es gibt nämlich in Noosa und Umgebung keinen Cold Rock-Eisladen, weswegen die Kinder ihr eigenes Eiscafe in Ernsts Küche eröffnen wollten. Der Abend wurde dann auch sehr gemütlich verbracht mit Spielen, Eis, Telefonieren und Tierbeobachtungen.
Diesmal kam nämlich nicht nur ein Possum zu Besuch, sondern es kamen drei, eine Mutter mit ziemlich großem Kind und das Männchen vom Abend vorher. Das Kind saß etwas scheu oben in der hinteren obersten Ecke der Veranda, die Erwachsenen saßen direkt vor uns auf dem Geländer. Das Männchen war eifrigst auf dem Weibchen beschäftigt, welches wiederum ganz ungerührt Brot von Ernst entgegennahm und fraß. Später gab es dann noch gefährliche Verwicklungen, weil das Männchen nicht mehr von einem Balken wegkam, da dort das kleine Possum saß und fauchte, quiekte und Ohrfeigen verteilte. Schließlich nahm das Männchen allen seinen Mut zusammen und kletterte kopfüber unter dem kleinen Possum durch, auf die Seite mit freiem Ausgang. Dort kam allerdings gerade die Mutter angesprintet, die ihr Kind hatte quieken hören, und auch sie fauchte, kratzte und biss nach dem Männchen, das sich zum Schluss dann doch noch aufs Dach retten konnte. Das Männchen sah schon vorher gar nicht gut aus, es hatte Fleischwunden im Gesicht und am Schwanz. Noch spät in der Nacht konnten wir vom Schlafzimmer aus die drei Fauchen und Quieken hören.